Kaypingers Whiskyblog

Isle of Jura
Originalabfüllung 1972 vs Signatory 1975

Die Jura-Abfüllungen gehören nicht unbedingt zu den heutigen Hype-Whiskys. Es hat auch etwas länger gedauert bis wir hierzu interessante Abfüllungen gefunden haben und daher ist die Freude groß, euch diese beiden Vertreter der Jura Brennerei im Vergleich vorstellen zu können.
• 19 Jahre (1975-1995), Signatory mit 43%
• 20 Jahre (1972), Originalabfüllung mit 54%

Die Isle of Jura ist eine schottische Insel der inneren Hebriden, direkt neben der Isle of Islay liegend. Der Name aus dem Altnordischen bedeutet so viel wie „Hirschinsel“, denn auf der Insel gibt es über 5.500 Rothirsche. Landschaftlich prägen die Paps of Jura, eine aus drei Quarzitgipfeln bestehende Bergformation, die Silhouette der Insel. Der höchste Berg mit immerhin 785m ist bei Touristen beliebtes Fotomotiv, die im Übrigen sehr gut von der Caol Ila Brennerei auf der Nachbarinsel zu sehen sind.

Die heutige Brennerei wurde, nach fünf Jahren Bauzeit 1963 fertiggestellt. Die "legalen" Destillerie-Ursprünge am gleichen Ort gehen jedoch nachweislich bis 1810 zurück. Der damalige Besitzer war Archibald Campbell. Die Ursprünge des Whiskys auf Jura reichen dagegen wohl bis an den Anfang des 17. Jahrhunderts zurück.  Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Brennbetrieb eingestellt und erst 1958 fanden sich zwei Einheimische, Robin Fletcher und Tony Riley-Smith, die mit finanzieller Unterstützung von Mackinlay MacPherson (Scottish Brewers) eine neue Destillerie bauten. 1985 wurde Isle of Jura von Invergordon Destillers aufgekauft und kam bei deren Übernahme zu Whyte & Mackay. Nach mehreren weiteren Besitzwechseln gehört die Firma seit 2014 zu der Emperador International Ltd.
Erstaunlicherweise blieb die Isle of Jura von der Schließung Mitte der 1990er Jahre verschont und dient heute als Arbeitgeber für zwölf Angestellte. Auf dem Gelände befindet sich außerdem ein Besucherzentrum.


Tasting notes


Jura 19y - 75-95 - Signatory, Vintage Collection, Oak Cask 2768-70, 520btl - 43%
91
Farbe: 
Strohgelb
Nase: 
Maritim-würzig mit viel Salz und Pfeffer. Dazu Fruchtaromen von frischer Limette, Stachelbeere und Avocado, aber auch zäher, wachsartiger Honig, sowie Leder und Rauch stehen im Glas an. Immer runder und harmonischer werdend mit Vanille, einem trockenen Nusscharakter und beiläufiger Apfelsüße.
Geschmack: 
Eher ein dünnes Mundgefühl zu Beginn, jedoch mit viel Würze versehen. Salzig, trocken-pfeffrig, leicht scharf und mit feinem Holz, Chili und roter Paprika. Jetzt rauchiger und dumpfer werdend mit Noten von Erde und nassem Leder. Zum Finish hin wieder etwas drehend hinzu Karamell, Vanille und frischen Kräutern - sehr schön.
Finish: 
Mittellang - trocken, dumpf und erdig. Eine leichte Nussnote und lecker verpacktes Holz steht im Abgang an. Dazu Salz, Leder, Kakaopulver, Honig, karamellisierter brauner Zucker und gegen Ende belebende Akzente von Minze und Tannennadeln.
91 Punkte
N: 91P / G: 92P / F: 91P



Jura 20y - 1972 - OB, Cask Strength, green bottle, cask 3385, 261btl - 54%
92
Farbe: 
Maisgelb
Nase:
Sehr fruchtig, maritim und mit tonnenweisem Honig versehen. Avocado, Leder, Grapefruit, Limonen, Holz, Nuss, Karamell und ein voller Salzgehalt, so dass sich eine kribbelige Nase einstellt - klasse !
Geschmack: 
Weich, harmonisch, wachsartig und unendlich salzig-scharf. Parallel dazu läuft eine krasse Süße - das ist extrem und abgefahren. Die beiden Elemente regieren den zweiten Teil des Geschmacks bis ins Finish. Hin zum Abgang leicht frisch und trocken werdend.
Finish: 
Lang - süß, salzig und trocken werdend. Mit Holz, Nuss, Kaffee, Kakao, Pfefferminze, grauem Rauch und nasser Asche, ergibt sich ein sehr leckeres Finish mit Hand und Fuß!
Bemerkung:
So kontrovers dieser Malt einerseits auch ist, so gut ist er aber auch andererseits! Unbedingt Zeit zum Entfalten geben.
92 Punkte
N: 92P / G: 91P / F: 92P